Die Therapie von Alkoholabhängigkeit ist eine Herausforderung, die sowohl den Betroffenen als auch deren Angehörigen viel Geduld und Verständnis abverlangt. Eine der größten Hürden ist die hohe Abbruchrate der Psychotherapie bei Alkoholikern. Aber warum brechen so viele Menschen ihre Therapie ab? Und welche Rolle spielen Angehörige in diesem sensiblen Prozess?
Warum die Abbruchrate bei der Therapie von Alkoholikern so hoch ist:
Alkoholabhängigkeit ist eine komplexe Erkrankung, die oft mit psychischen Belastungen, Scham, Schuldgefühlen und sozialen Ängsten einhergeht. Viele Betroffene erleben einen starken inneren Druck, den sie versuchen, mit Alkohol zu bewältigen. In der Therapie werden diese belastenden Gefühle oft aufgedeckt, was zu einer intensiven Auseinandersetzung mit sich selbst führt. Dieser Prozess kann überwältigend sein, und die Konfrontation mit den eigenen Problemen lässt manche Menschen den Wunsch verspüren, die Therapie abzubrechen, anstatt sich weiter mit diesen schmerzhaften Themen auseinanderzusetzen.
Ein weiterer Faktor ist das anfängliche Hochgefühl, das manche Menschen erleben, wenn sie die ersten Erfolge erzielen. Sie fühlen sich plötzlich besser und glauben, dass sie die Situation bereits im Griff haben. Doch wenn die Herausforderungen wieder größer werden und sie Rückschläge erleben, fühlen sie sich oft entmutigt und geben auf.
Die Rolle des inneren Drucks:
Für viele Alkoholiker ist der Alkoholkonsum eine Form der Bewältigungsstrategie, um mit innerem Druck umzugehen. Die Gründe für diesen Druck sind vielfältig – sie reichen von ungelösten Konflikten aus der Vergangenheit über beruflichen Stress bis hin zu persönlichen Ängsten und Unsicherheiten. In der Therapie lernen die Betroffenen, diesen Druck anders zu bewältigen, doch dieser Prozess braucht Zeit und Geduld. Eine zu schnelle Konfrontation oder der Versuch, „alles auf einmal“ zu lösen, kann den inneren Druck erhöhen und dazu führen, dass die Therapie abgebrochen wird.
Warum Angehörige keinen Druck ausüben sollten: Viele Angehörige möchten helfen und üben dabei – oft unbewusst – zusätzlichen Druck auf den Betroffenen aus. Sie fordern ihn auf, „endlich aufzuhören zu trinken“ oder setzen ihn unter Druck, „sich mehr Mühe zu geben“. Doch dieser Druck kann genau das Gegenteil bewirken. Der innere Stress des Alkoholikers steigt und führt oft dazu, dass er erneut zum Alkohol greift, um diesen Druck zu bewältigen.
Statt Druck auszuüben, ist es wichtig, ein unterstützendes Umfeld zu schaffen, das Verständnis und Geduld zeigt. Die Botschaft sollte lauten: „Du bist nicht allein, und wir unterstützen dich, egal wie lange es dauert.“ Eine empathische, unterstützende Haltung kann den Unterschied ausmachen und den Betroffenen motivieren, weiter an sich zu arbeiten.
Fazit:
Die Therapie von Alkoholikern ist ein langer, oft steiniger Weg, der viele Herausforderungen mit sich bringt. Die hohe Abbruchrate zeigt, wie schwer es ist, sich den eigenen inneren Dämonen zu stellen und neue Bewältigungsstrategien zu erlernen. Doch mit einem verständnisvollen Umfeld und der richtigen therapeutischen Unterstützung kann der Weg in ein alkoholfreies Leben gelingen. Angehörige sollten dabei stets bedenken, dass Verständnis, Geduld und Empathie der Schlüssel sind – und dass Druck nicht der richtige Weg ist, um jemanden auf dem Weg zur Heilung zu unterstützen.
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